Tarot und Bewusstseinsevolution
Wir erleben gegenwärtig, wie weltweit alte, vertraute Strukturen (das auf Wachstum gerichtete „Raupenstadium“ der Menschheit) sich auflösen oder zerbrechen, um uns in ein erneuertes Bewusstsein (Schmetterling) zu führen. Diese Wandlungskräfte wirken auf jeden Menschen ein und fordern unseren Mut heraus, uns vertrauensvoll auf die Transformation einzulassen.
Die entscheidende Entwicklung von der Raupe zum Schmetterling findet innerhalb des Kokons statt. Der Schmetterlingskokon ist ein Sinnbild für die inneren Reifungsprozesse, die notwendig sind, um unsere Lichtkräfte zu entfalten. Mit „Lichtkräften“ meine ich in Liebe und Bewusstsein gegründete Handlungen.Überall dort, wo wir uns für eine Lebensweise einsetzen, die Lebendigkeit, Lebensfreude, Mitgefühl und Kreativität fördert, zeigen sich unsere Lichtkräfte.
Wie beim Schmetterling geht auch beim Menschen der Entfaltung der Lichtkräfte die Wendung nach Innen (Kokon) voraus. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, seit wir begonnen haben, die „Grenzen des Wachstums“ (Club of Rome) zu erreichen, haben sich etliche Weisheitsschulen aus vielen Kulturkreisen geöffnet, die sich zuvor abgeschieden und verborgen hielten. Diese Öffnung geschieht u.a., um uns Methoden zur Verfügung zu stellen, wie wir uns nach Innen wenden können. Dazu zählen eine Vielzahl von Meditationen, Atemtechniken, meditativen Bewegungsformen und andere spirituelle Übungen.
Alle Weisheitslehren und Methoden zielen darauf ab, uns in den Kontakt zu uns selbst zu führen und für unser spirituelles Wesen zu öffnen.
Im Bewusstseinszustand einer Raupe sind wir – sinnbildlich gesprochen – auf unsere physisch-materielle Existenz fixiert und auf Fressen und Wachsen ausgerichtet. Wir glauben, dass wir sind, was wir haben und folglich unser Wert steigt, je mehr wir haben. Da wir nur das Fressen und Gefressenwerden kennen, halten wir das Leben für einen Kampf ums Überleben, den die fittesten Raupen gewinnen. Unser Blickfeld ist extrem eingeschränkt, wir sind blind für die größeren Zusammenhänge und uns interessiert und berührt nur, was uns unmittelbar betrifft. Dieser Zustand ändert sich erst mit dem Kokon-Stadium.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Raupen dafür bedanken, dass sie sich als Sinnbild für die menschliche Bewusstwerdung zur Verfügung stellen!
Was hat die Bewusstseinsevolution der Menschheit mit Tarotkarten zu tun?
Jedes Mal, wenn Sie Tarotkarten legen, wenden Sie sich nach innen.
Vor dem Ziehen der Karten können Sie Ihre innere, tiefere Weisheit einladen und bitten, Ihnen Klarheit zu schenken.
Beim Ziehen der Karten werden Sie von Ihrem Unbewussten geleitet, d.h. Sie überlassen bewusst Ihrer inneren Führung die Wahl.
Damit stellen Sie das Kontrollbedürfnis des Egos zugunsten Ihrer inneren Führung zurück. Sie begeben sich bewusst an einen Ort des Nichtwissens.
Indem Sie dies tun, begeben Sie sich in den Kokon. Wissen Sie, was mit der Raupe im Kokon geschieht? Sie löst sich auf, sie verflüssigt sich. Sie überlässt sich ganz dem Prozess der Verwandlung. Das ist der Ort des Nichtwissens und des Vertrauens. Sie haben eine Frage und Sie wissen nicht, welche Karte Sie ziehen werden, welche Botschaft, welche Antwort erscheint. Die Hand bewegt sich über die Karten und Sie überlassen Ihrer inneren, weisen Führung, welche Karte sie zieht.
Wenn Sie beim Aufdecken der einzelnen Karten darauf achten, was die Betrachtung des Bildes in Ihnen auslöst, werden Sie sich Ihrer Projektionen bewusst. Die Tarotkarte spiegelt Ihnen zuallererst Ihre eigenen Gedanken und Gefühle (zu einem Thema, einer Situation usw.). In dem Moment, wo Sie sich dafür öffnen, dem zu begegnen, was die Karte in Ihnen auslöst, werden Sie sich der inneren Vorgänge bewusst, die sich unerkannt in Ihnen abspielen und die Sie daher unbewusst nach außen projizieren. Unser menschlicher Verstand projiziert stets nach außen, meist auf andere Menschen oder Gruppen. Bei der Tarotlegung stellen sich die Karten als Projektionsfeld zur Verfügung und helfen uns dabei, uns unserer Gedanken und Gefühle, Absichten und Motive, Hoffnungen und Befürchtungen, Ängste oder Wünsche bewusst zu werden. Die Botschaft der Karte lautet: „Schau, das ist in dir.“
Gleichzeitig beinhaltet die Symbolik der Karten ein tiefes, archetypisches Wissen, eine Weisheit vom Menschsein. Sie führt Sie über das Erkennen der Projektion hinaus zu einer tieferen inneren Wahrheit und Selbsterkenntnis. Die Weisheit des Tarot beinhaltet eine Würdigung Ihres spirituellen Wesens und findet Resonanz in Ihrer eigenen inneren Weisheit. Sie begleitet Sie im Prozess Ihrer inneren Reifung, indem sie zu neuen Sichtweisen inspiriert. Sie zeigt Ihnen, wie Sie die Angst überwinden oder sich den Wunsch erfüllen können, lädt dazu ein, alte Identitäten hinter sich zu lassen und ermutigt Sie auch, Ihre Lichtkräfte zu entfalten, also den Kokon zu verlassen und mit Ihren gewachsenen Flügeln Neues zu wagen.
Tarotkarten spiegeln die vielfältigen menschlichen Bewusstseinszustände, die Sorgen, Ängste, Zweifel und Schmerzen ebenso wie die Hoffnungen, Liebe, Vertrauen und Freude, die tiefste Verzweiflung in der dunklen Nacht der Seele und die höchste Glückseligkeit. Sie spiegeln Gedanken, Gefühle, Handlungen und Existenzformen und weisen gleichzeitig über die Vergänglichkeit aller Erscheinungsformen hinaus auf ein höheres Bewusstsein, das alles, was wir denken, fühlen, tun, haben, erschaffen und erleben, durchdringt.
Das Tarot ist im Kern spirituell, ohne abgehoben zu sein. Es verbindet Spiritualität und Alltag und unterstützt uns darin, uns als spirituelle Wesen zu erkennen und das spirituelle Wesen in jedem anderen sehen zu lernen.